Ansicht der Bogenmauern von Norden, Fotografie um 1905
Ansicht der Bogenmauern von Norden, Fotografie um 1905

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BOGENMAUERN

Vom Halsgraben zur Theaterbühne

Der Platz, auf dem heute Theaterspiele aufgeführt werden, war ursprünglich ein tief eingeschnittener Halsgraben. Er wurde von vier Bögen überspannt, von denen die zwei äußeren erhalten geblieben sind. Gut erkennbar ist noch die ehemalige Wehrgangebene; darüber sind abwechselnd Sitzfenster und Schießscharten angeordnet. Die Gestaltung von Architekturöffnungen wie Fenster, Türen und Wandnischen sowie Mauerungstechniken wandeln sich im Laufe der Jahrhunderte. Die Bogenmauern der Barbakane sind in Bruchsteinmauerwerk errichtet, die weiten Bögen in Ziegel gefasst. Mauerwerk und Öffnungen sind charakteristisch für das ausgehende 15. Jahrhundert. Die Seitensitze und Schlüsselscharten der Wehrgangebene wurden im Zuge der Restaurierung entsprechend den wenigen Befunden rekonstruiert. 

 

 

 

 

 

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RUNDBASTION

 

Der Zugang von Westen

Der Zugang zur Burg Thaur von Westen erfolgte ursprünglich über die nicht befestigte Felskuppe (heute Barbakane) und eine Zugbrücke über den tief eingeschnittenen Halsgraben zum mittelalterlichen Torturm. Mit der Errichtung der Barbakane um 1500 wurde der bestehende Zugang gesichert und ausgebaut. Vom kleinen Hügel im Norden führte nun eine Holzbrücke zur hochsitzenden Toröffnung in die Rundbastion. Nur der letzte Abschnitt dieser Brücke war als klappbare Zugbrücke gestaltet. Vor der Restaurierung waren die bis zu 2,50 m starken Mauern der Rundbastion ruinös, die Toröffnung teilweise eingestürzt und die Schießscharten kaum mehr erkennbar. Obwohl heute Rekonstruktionen grundsätzlich vermieden werden, schien dies hier aufgrund der Baubefunde und aus statischen Gründen vertretbar. Die aktuelle Toröffnung ist neu und nach historischen Abbildungen gestaltet.

Schema einer Zug/Klappbrücke mit Brückenkeller und Blendmauer
Schema einer Zug/Klappbrücke mit Brückenkeller und Blendmauer
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BARBAKANE

 

Die Barbakane - "Hundsbart"

Die Barbakane bildet den westlichen Abschluss der Burganlage. Die halbkreisförmige Rundbastion ist über zwei den Halsgraben überspannende Bogenmauern mit dem mittelalterlichen Torturm verbunden. Die ursprünglich bestehende Zugbrücke wird durch eine unbewegliche Brücke auf zwei weiteren, heute nicht mehr erhaltenen Bogenmauern, ersetzt. Die Barbakane zählt zu den weitreichenden Ausbauarbeiten der Burg unter Kaiser Maximilian um 1500. Die Anlage entspricht der typischen italienischen Festungsbauweise als Reaktion auf die Entwicklung der Feuerwaffen. Der aufwendige Verteidigungsbau war in Thaur jedoch nie in kriegerischer Verwendung.

Ansicht der Barbakane von Nordwesten, Aquarell, 2. Hälfte 19. Jahrhundert
Ansicht der Barbakane von Nordwesten, Aquarell, 2. Hälfte 19. Jahrhundert
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BOGENMAUERN

 

Vom Halsgraben zur Theaterbühne

Der Platz, auf dem heute Theaterspiele aufgeführt werden, war ursprünglich ein tief eingeschnittener Halsgraben. Er wurde von vier Bögen überspannt, von denen die zwei äußeren erhalten geblieben sind. Gut erkennbar ist noch die ehemalige Wehrgangebene; darüber sind abwechselnd Sitzfenster und Schießscharten angeordnet. Die Gestaltung von Architekturöffnungen wie Fenster, Türen und Wandnischen sowie Mauerungstechniken wandeln sich im Laufe der Jahrhunderte. Die Bogenmauern der Barbakane sind in Bruchsteinmauerwerk errichtet, die weiten Bögen in Ziegel gefasst. Mauerwerk und Öffnungen sind charakteristisch für das ausgehende 15. Jahrhundert. Die Seitensitze und Schlüsselscharten der Wehrgangebene wurden im Zuge der Restaurierung entsprechend den wenigen Befunden rekonstruiert.

Ansicht der Bogenmauern von Norden, Fotografie um 1905
Ansicht der Bogenmauern von Norden, Fotografie um 1905
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TORTURM

 

Geschichte am Mauerwerk lesen

Der Torturm wurde im 14. Jahrhundert als nach innen offener Schalenturm errichtet. Hoch über dem Gelände sitzen die Toröffnung und das Auflager für die ursprüngliche Zugbrücke. Über dem Tor ist in Ansätzen eine Öffnung zu erkennen, vermutlich eine Pechnase. Das massive Mauerwerk ist durchgehend aus Kalksteinen errichtet, das verwendete Steinmaterial wurde vor Ort aus dem Fels gebrochen. Die Gebäudeecken sind mit Tuffquadern betont. In typisch mittelalterlicher Bauweise sind die Steine lagig gesetzt und die Mörtelfugen mit einem Kellenstrich nachgezogen. In den Ansichtsflächen verweisen mehrere Balkenlöcher auf das Baugerüst und ehemalige hölzerne Bauteile. Die roten Verfärbungen der Eckquader erzählen von einem Brand auf der Burg im Jahr 1536.

Schema eines mittelalterlichen Baugerüstes
Schema eines mittelalterlichen Baugerüstes
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AUSBLICK

 

Die Burg Thaur im Hochmittelalter

Das Dorf Thaur erlebte seine Blütezeit im Hochmittelalter. Die Salzquellen im Halltal und die fruchtbaren Felder im Tal machten es zu einem begehrten Standort. Am Kiechlberg stand die erst vor kurzem wiederentdeckte Burg aus der Zeit um 1000. Auf dem Burghügel wurde ab dem 12. Jahrhundert mit dem Bau der Burg Thaur begonnen. Ihrer Bedeutung entsprechend wurde die Burg zum Sitz des gleichnamigen Landgerichtes, das sich nördlich des Inns von Mühlau bis Terfens erstreckte. Im „Schwarzwaldl“, etwas westlich der Burg, befand sich die Richtstatt. Die Verwaltung und Steuerhoheit hatten die Herren von Thaur als andechsische Ministerialen inne. Auf der anderen Talseite lagen in Sichtweite die Burgen Ambras und Friedberg. Bei feindlichen Angriffen auf Tirol erfolgte die Alarmierung über die Kette der Kreidfeuer. Zu diesem Zweck musste auf dem Hügel ca. 100 m westlich der Burg stets ein Stapel trockenen Holzes bereitgehalten werden.

Verzeichnis der Kreidenfeuer in der fürstlichen Grafschaft Tirol, 1647
Verzeichnis der Kreidenfeuer in der fürstlichen Grafschaft Tirol, 1647
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VORBURG

 

Peterskirche, Romedikirchl oder Schlosskirchl?

Östlich der Kernburg schließt am flach abfallenden Hang die einst ummauerte Vorburg an. In Resten sind die Umfassungsmauer und bauliche Strukturen früherer Wirtschaftsgebäude erkennbar. Die unterhalb der Vorburg stehende Romedikirche ist eigentlich den Hll. Peter und Paul geweiht. Erst mit dem Neubau der Kirche unter Dekan Meringer in den Jahren 1633-42 setzte in Thaur die Romediusverehrung ein, und die Kirche wurde immer häufiger mit dem Dorfpatron in Verbindung gebracht. Der heutige Kirchenbau stammt aus der Zeit um 1780. Die im Volksmund ebenfalls geläufige Bezeichnung „Schlosskirchl“ stimmt nur hinsichtlich der Lage bei der Burg. Die eigentliche „Schlosskapelle“ befand sich innerhalb der Burg und war dem Hl. Maximilian geweiht.

Palmeselprozession zum Romedikirchl, 1910
Palmeselprozession zum Romedikirchl, 1910
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RONDELL

 

Vom Ausbau der Burg

Eine Burg dient der Verteidigung und ist auch Symbol der Macht. Die Burg Thaur wurde ab dem 14. Jahrhundert immer wieder ausgebaut und befestigt. Erzherzog Sigmund und Kaiser Maimilian nutzten sie häufig als Stützpunkt für ihre Hirsch- und Gamsjagden. Es wurde Wein angebaut und am Kinzachbach Fischteiche angelegt. Die reiche Ausstattung sollte das Leben auf der Burg angenehm gestalten; Verwaltung und Lebensalltag waren aber in den blühenden Städten Hall und Innsbruck attaktiver. Um für kriegerische Auseinandersetzungen gerüstet zu sein, ließen beide Landesfürsten Befestigungsanlagen errichten. Im Westen entstand die Barbakane mit neuem Zugang, zwischen Torturm und Kernburg ein Zwinger. Der östlichen Burg wurden Umfassungsmauern mit Halbrondellen vorgesetzt und die Ringmauer mit Stützpfeilern aus mächtigen Brecchiequadern verstärkt.

Darstellung der Burg aus dem Jahr 1499
Darstellung der Burg aus dem Jahr 1499
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RINGMAUER

 

Recycling einer Burg

Nicht nur die Witterungseinflüsse haben die Burg Thaur zur Ruine gemacht, sondern auch ihre Nutzung als Steinbruch. Um sich die kostspielige und mühsame Arbeit im Steinbruch zu ersparen, wurden oft zugerichtete Werk-steine baufälliger Gebäude wieder verwendet. Es ist bekannt, dass vor allem Werksteine der Burg wie die Quader der Mauerpfeiler in Gebäuden der näheren Umgebung verbaut wurden. So wurde 1695 dem Thaurer Eduard Truefer ganz offiziell der Abtransport von 7-8 Fuder Steinen genehmigt.
Für die Pflege der Burgruine setzt sich der Verein Chronos ein. Seit 2003 wurden umfangreiche Konservierungs- und Restaurierungsarbeiten und archäologische Grabungen durchgeführt. Die Arbeiten wurden dokumentarisch und wissenschaftlich begleitet. Die durchgeführten Maßnahmen sind in Plänen festgehalten und bleiben auch am Objekt ablesbar, z.B. durch Zurücksetzen von Ergänzungen in der Mauerflucht

Ansicht östliche Ringmauer mit Eintragung Restaurierungsmaßnahmen
Ansicht östliche Ringmauer mit Eintragung Restaurierungsmaßnahmen
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BURGHOF

 

Von den Glanzzeiten der Burg

Nach den Grafen von Andechs und Hirschberg wurde Thaur spätestens 1284 unter Graf Meinhard II. zur landesfürstlichen Burg. Viel Zeit verbrachte hier auch seine Enkelin Margarete "Maultasch". Ihr treuer Gefolgsmann Heinrich Schnellmann war zuerst Richter und dann lange Jahre Pfleger auf der Burg. Sein Grabstein liegt in der Pfarrkirche neben dem Eingang zur Sakristei. Die Glanzzeiten der Burg fielen zweifellos in die Zeit Erzherzog Sigmunds und Kaiser Maximilians im ausgehenden 15. Jahrhundert. Sie veranlassten großzügige Um- und Ausbauten auf der Burg und nutzten das Schloss auch regelmäßig zu festlichen Anlässen und zur Jagd. Als letzte Burgherrin lebte hier um 1600 Anna Caterina Gonzaga, die Witwe von Erzherzog Ferdinand. Noch zu seinen Lebzeiten hatte sie übrigens den Bau des Wallfahrtskirchleins Maria Loreto in der Thaurer Au veranlasst.

Kaiser Maximilian I, Gemälde von Albrecht Dürer, 1519
Kaiser Maximilian I, Gemälde von Albrecht Dürer, 1519
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PALAS

 

Strukturen innerhalb der Kernburg

Innerhalb der Ringmauer einer Burg liegen neben Wehrbauten auch Wirtschafts- und Wohngebäude. Auf Burg Thaur sind in der Kernburg neben dem Bergfried an der höchsten Stelle zwei größere Gebäude an der östlichen und südlichen Ringmauer abzulesen, eines davon der Palas. Einzelne Bauteile wie Treppenstufen, verstürzte Gewölbe und Binnenmauern sind erkennbar. Form und Funktion der einzelnen Räume sind noch nicht näher untersucht. Im Palas waren zahlreiche herzogliche Gemächer, die Maximiliankapelle und die Waffenkammern untergebracht. Mehrere Inventare aus dem 15. Jahrhundert beschreiben die Ausstattung von Kammern mit bemalten Holzdecken. Damastvorhänge und Kachelöfen. Sogar eine "pattstubn" (Backstube) wird erwähnt.

Ansicht von Südosten, Gemälde 1713
Ansicht von Südosten, Gemälde 1713
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WESTTOR

 

Zwei Burgtore?

Bei einer Burg ist alles auf Verteidigung und Schutz ausgerichtet. Ihre natürliche Schwachstelle ist in der Regel das Tor. Geradezu kontra-produktiv erscheint daher die Situation auf Burg Thaur, wo zwei Tor-anlagen die Kräfte der Verteidiger bis auf das Äußerste strapazieren mussten. Der ursprüngliche Zugang zur Kernburg ist nicht eindeutig geklärt. Heute sind an zwei Stellen der Ringmauer Zugänge erkennbar. Über die Vorburg ist das Osttor erreichbar. Vom romanischen Tor zeugen hier noch das tiefe Loch für den Riegelbalken in der Laibung sowie Spurrillen an der Schwelle. Das Tor wurde später mit Tuffquadern verstärkt. In der südlichen Ringmauer liegt das später zugemauerte Westtor. Hinter der mächtigen Torlaibung lag die überbaute Torkammer, durch die man in den Burghof gelangte. Die Nutzung des westlichen Tores ist durch die Anlage von Torturm und Barbakane sowie die Reparatur der Brücke jedenfalls bis um 1700 belegt.

Ansicht östliches Tor von Osten, Kupferstich von Josef Pfaundler, 19. Jhd.
Ansicht östliches Tor von Osten, Kupferstich von Josef Pfaundler, 19. Jhd.
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ZWINGER

 

Die neuen Baumeister der Burg

Nach mehr als 300 Jahren Verfallsgeschichte und Dornröschenschlaf wird auf der Ruine Thaur wieder gebaut. Einem langfristigem Konzept folgend wurde seit 2003 die gesamte Burganlage abschnittsweise restauriert. Für die Konservierung wurden nicht nur alle wissenschaftlichen und denkmalpflegerischen Vorgaben erfüllt, sondern vor allem mit viel Energie und Begeisterung gearbeitet. Joe Bertsch als Obmann des Verein Chronos hat die Bedeutung der Burg erst wieder ins Bewusstsein gerückt und die Arbeiten engagiert vorangetrieben. Dem handwerklichen Geschick und den künstlerischen Fähigkeiten von Franz Brunner samt Team ist die gelungene Umsetzung zu verdanken.

Franz Brunner, Lukas Werlberger, Jakob Brunner und Joe Bertsch, 2012
Franz Brunner, Lukas Werlberger, Jakob Brunner und Joe Bertsch, 2012
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BERGFRIED

 

Die Kernburg

Die ursprüngliche mittelalterliche Kernburg des 12. und 13. Jahrhunderts liegt am höchsten Teil der Hügelkuppe und ist von einer 1,40 m starken polygonalen Ringmauer um-schlossen. Im Osten erstreckt sich auf dem bis zur Romediuskirche abfallenden Gelände die weitläufige Vorburg, die von einer Mauer umfasst ist; diese ist nur mehr in Resten erhalten. Die zu einer Burganlage gehörenden Gebäude innerhalb der Ringmauer wie Palas, Bergfried und Kapelle sind heute im Gelände nur mehr schemenhaft auszumachen. In der westlichen Ecke der Kernburg ist an der höchsten Stelle der Bergfried zu vermuten, das erste und stets am besten befestigte Gebäude einer Burg. Hinweise dafür liefern die Grundrissform sowie die ausgeprägte Stärke der Außenmauern von 1,70 cm. Die heute sichtbaren Mauern mit den Lichtschlitzen stammen aus einer spätgotischen Bauphase und sind zum Großteil rekonstruiert.

Luftbild des Burghügels mit der Ruine Thaur, 2015
Luftbild des Burghügels mit der Ruine Thaur, 2015
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MAUERZAHN

 

Werden der Ruine

Thaur war zwar eine landesfürstliche Burg, verlor aber im Lauf der Jahrhunderte zunehmend ihre Funktionen. Zudem waren Instandhaltung und Reparaturen kostenaufwändig, sodass die Burg nach dem Tode des verschwenderischen Landesfürsten Ferdinand II. endgültig aufgegeben wurde. Der Richter war bereits um 1400 in die aufstrebende Stadt Hall gezogen. In der Zeit um 1600 verließen auch Pfleger und Schreiber die unwirtliche Burg. Vereinzelt wurden im Turm noch Gefangene verwahrt. Proiminentester Häftling war im Jahr 1669 wohl der Absamer Geigenbauer Jacob Stainer, der damals der Ketzerei beschudligt wurde. Nach dem schweren Erdbeben von 1670 wurde die Burg als "öd und verlassen" bezeichnet. Von den weitgehend nur im Gelände verlaufenden Mauerzügen der Kernburg ist ein kleiner Teil der mittelalterlichen Ringmauer bis zu einer Höhe von vier Metern erhalten. Zu Beginn der Restaurierungs im Jahre 2003 wuchs auf der Krone dieses Mauerzahns eine kleine Fichte. Die Untersuchung mittels Jahrringanalyse (Dendrochronologie) ergab ein erstaunliches Alter von annähernd 200 Jahren. Das Bäumchen schlug ganz offensichtlich seine Wurzeln noch zu Zeiten Andreas Hofers.

Mauerzahn vor der Restaurierung mit Baum
Mauerzahn vor der Restaurierung mit Baum
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LATRINE

 

Latrine als Fundgrube

Für die Erforschung und Restaurierung von historischen Gebäuden ist heute eine umfassende und interdisziplinäre Zusammenschau verschiedener Wissenschaften Standard. Neben Historikern und Naturwissenschaftlern sind auch Archäologen vor Ort. Besonders ergiebiges Fundmaterial liefern Latrinen, in denen sich über lange Zeit sowohl Abfallprodukte als auch kaputt gegangene oder verlorene Alltagsgegenstände sammeln. In mehreren Lehrgrabungen wurde auf der Ruine Thaur eine barocke Latrine an der nördlichen Ringmauer erforscht. Dort fand sich neben Butzenscheiben, Münzen, Knochen, Töpfen und Schankgeschirr auch hochwertiges Essbesteck. Auch die Reste eines prachtvollen Kachelofens aus maximilianischer Zeit waren hier entsorgt. Die Kacheln tragen oft lebhaften figürlichen Dekor von höchster Qualität. Sie belegen die vornehme Ausstattung der Burg Thaur als bevorzugtes Jagdschloss des Kaisers.

Fragment "Narrenkachel", Universität Innsbruck, Institut für Archäologin
Fragment "Narrenkachel", Universität Innsbruck, Institut für Archäologin